Zuletzt aktualisiert am 21. Juni 2024
Tischlermeister Paul Gerhard Lange hat für den Adler für das Oerlinghauser Schützenfest zum Teil gefundene Holzteile wiederverwendet.
Seine Figur macht einen stattlichen Eindruck und sein Äußeres zeichnet sich durch große Farbenpracht aus. Allerdings ist ihm nur ein kurzes Leben beschieden. Bereits in zweieinhalb Wochen, am 8. Juli, steht sein unwiderrufliches Ende bevor. Noch aber wirkt der hölzerne Adler für das Schützenfest recht vital.
Der Adler ist einfach unverzichtbar. Auch wenn von ihm am Ende nur noch Splitter übrigbleiben, so spielt er doch die Hauptrolle, wenn die Oerlinghauser Schützen ihren neuen König ermitteln. Und je glanzvoller der Adler, desto größer das Ansehen der Schützengesellschaft. Tischlermeister Paul Gerhard Lange hat bereits acht hölzerne Vögel für die Bergstädter hergestellt. Bis er in ans Werk ging, holte er sich jeweils etliche Anregungen bei anderen Vereinen.
„Der Adler muss schon etwas hermachen, meiner Meinung nach kommt nur ein vollplastisches Exemplar in Frage“, sagte er. Bei seinen Recherchen in den Nachbarorten stellte er fest: „Die sind doch alle flach!“ Auch im Internet werden den Vereinen ebenfalls fertige Schützenadler angeboten, auch sie sind ausnahmslos zweidimensional. Derartige Ausführungen hält Lange aber für langweilige „Scheibenvögel“.
Für sein Exemplar leimte er Fichtenbrettchen zu Flügeln zusammen. Und da er nachhaltig denkt, fertigte er den Rumpf aus einem alten Holzbalken. Auch das Zepter stammt aus „zweiter Hand“. Es war ursprünglich ein gedrechseltes Stuhlbein. Und der jetzige Reichsapfel war einmal Teil eines Bettpfostens, den er am Straßenrand fand.
„In meiner Werkstatt habe ich zwei Drechselbänke“, erklärte Lange. „Aber warum soll man Dinge, die entsorgt werden sollten, nicht wiederverwenden?“ „Die Insignien und der Kopf müssen gut sichtbar sein“, meinte Lange.
Damit das Gebilde noch in den Kugelfang passt, haben die Schwingen eine Spannweite von einem Meter. Etwa zehn Stunden benötigte Lange, um den zehn Kilogramm schweren Adler anzufertigen. Auf Lohn möchte der Tischlermeister verzichten. „Das wird mit dem Mitgliedsbeitrag verrechnet“, meinte er.
Das Vogelschießen kann seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen werden. Es war im Spätmittelalter ein Vorrecht des Adels. Seit dem 16. Jahrhundert wird als Schützenvogel ein Adler verwendet. Vermutlich soll damit ausgedrückt werden, dass der König der Lüfte nur von jemand erlegt werden kann, der auch zur Königswürde fähig ist.