Warum die Kösters die Schützenchronik hegen und pflegen

Zuletzt aktualisiert am 10. Oktober 2015

Erinnerungen im großen Stil

Eines der ersten Fotos in der Chronik: Rainer Köster zeigt die Seiten, die vom Schützenfest 1923 und von gewaltigen Preisen künden. Gerd Ladugga hat die Schatulle mit den wiederentdeckten silbernen Trinkgefäßen des Königspaars in den Händen. sie sind mehr als 100 Jahre alt, und in der Schatulle findet sich noch die Pflegeanleitung

Eines der ersten Fotos in der Chronik: Reiner Köster zeigt die Seiten, die vom Schützenfest 1923 und von gewaltigen Preisen künden. Gerd Ladugga hat die Schatulle mit den wiederentdeckten silbernen Trinkgefäßen des Königspaars in den Händen. sie sind mehr als 100 Jahre alt, und in der Schatulle findet sich noch die Pflegeanleitung

Der Einband ist aus Leder und zeigt ein Relief mit einem spätmittelalterlichen Schützen, einer Schießscheibe, der Kumsttonne und dem Turm der Alexanderkirche. Das aber ist nicht der Grund, warum Schützenoberst Reiner Köster das gute Stück nur einmal im Jahr herausrückt, und es seine Frau Inge auch diesmal am Schützenfestwochenende nicht aus den Augen gelassen hat.

Die Chronik der Schützengesellschaft ist nämlich ein schützenswertes Kleinod mit einer Fülle von Informationen, die auch altgediente Mitglieder immer wieder überrascht, wenn sie während des Schützenfests den Band in die Hand nehmen dürfen. „Man kann in ihm einen ganzen Tag blättern“, sagt Inge Köster. „Es findet sich immer etwas, was man noch nicht gelesen oder vergessen hat.“ „Guck“, sagt im nächsten Moment Schützenpressewart Gerd Ladugga, der gerade in der Chronik stöbert, „da ist ja Fritz Schlink. Das ist ein Verwandter von mir“.

Praktisch löst jede Seite der Chronik Erinnerungen oder Erkenntnisse aus. „Oh“, sagt Reiner Köster beim Blick auf einen Zeitungabschnitt von 1933, „ da wurde der Zapfenstreich noch vor dem alten Rathaus gemacht.“ Auf dem Thronfoto von 1922 sind die ersten Oerlinghauser Schützen mit den langen Federn am Hut zu sehen, die heute ihr Markenzeichen sind. Gerd Ladugga entdeckt auf dem ersten farbigen Bild aus 1961 in der Chronik, dass die Majestäten Paul Nikolay und Irmgard Risse jene silbernen königlichen Trinkgefäße vor sich stehen haben, die 1898 angeschafft worden war und zuletzt als verschollen galten. Das sie noch da sind, war aber schlicht in Vergessenheit geraten. Paul Nikolay ist übrigens mit inzwischen 95 Jahren das älteste Mitglied der Schützengesellschaft.

Warum das offizielle Foto aus dem Königsjahr von Gerd Hoffmann nur einen halben Regenten (Brustbild) zeigt, kann Inge Köster aufklären. Hoffmann laborierte an einem Fußbruch und war auf Gehhilfen angewiesen, die natürlich nicht zu sehen sein sollten. Inge Köster hat im übrigen den meisten Spaß an oft kleineren Einträge, die sie Randnotizen nennt. 1852 beispielsweise wird schlicht und ergreifend das Schützenfest abgeblasen, nur weil die Vereinsfahne nicht fertig geworden ist. 1869 werden die Kerzen im Festzelt von Petroleumlampen abgelöst. 1890 wird zum ersten Mal auf einen Adler geschossen, 1891 der Schützenhut Pflicht. Und es ist auch nachzulesen, dass beim Schützenfest im Inflationsjahr 1923 ein Steinhäger 1.000 Mark kostete, ein belegtes Brot gar 6.000.

In der Chronik wurde auch in diesem Jahr am Montag wieder der neue Hofstaat verewigt. Heidi Riesenberg hatte erneut die nächste freie Seite in Schönschrift vorbereitet, Inge Köster sorgte dafür, dass sich König und Königin, Prinzen und Prinzessinnen eintrugen. Wenn dann auch die Fotos und Zeitungsberichte vom Schützenfest eingeklebt sind, darf Reiner Köster wieder scannen. Der Oberst geht nämlich auf Nummer Sicher und hat die Chronik jetzt auf digitalen Datenträgern verewigen lassen. Erster Nutznießer war Ex-Oberst Dieter Kochsiek. Für dessen 70. Geburtstag gestaltete Reiner Köster ein Fotobuch aus digitalisierten Inhalten der Chronik.

Quelle: Neue Westfälische

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner