Zuletzt aktualisiert am 30. Januar 2015
Jüngste Schützen-Juxtruppe nimmt seit 25 Jahren das örtliche Geschehen aufs Korn
Schützenfest-Samstag 1987. Ein Dutzend Männer mit langen Fasanenfedern auf dem Kopf marschiert Richtung Südstadt. Auf den Bus warten, um dann im großen Pulk König Reinhard Meyer abzuholen? Ach was. Dauert viel zu lange. Einfach schon einmal losmarschieren. Das Bergstadt-Volk schwankt zwischen Jubel und Irritation. Ja, ist denn schon Sonntag? Und wo ist der Rest vom Schützenfest?
Die Aufmerksamkeit ist der ungeduldigen Voraus-Truppe bereits vor 25 Jahren sicher. Christian Coesfeld hat die erstaunten Reaktionen noch vor Augen: „Die Leute haben gedacht, der Zug kommt schon.“Also wurde – sicher ist sicher – fleißig gewunken und das eine oder andere Fähnchen geschwenkt.
In den Köpfen derer, die sich so forsch abgesetzt hatten, arbeitete es unterdessen. Am Sonntagnachmittag wurden die Gedanken sortiert und ein Entschluss mit weitreichenden humoristischen Folgen gefasst: Vier Kompanien, das war schnell klar, reichen nicht.
Die „Vümfte“ war geboren. „Eine neue Juxtruppe, das wäre doch gar nicht schlecht“, fanden Kristian Hoffmann, Christian Coesfeld, Gregor Kramer, Jochen Oberdieck, Reinhard Hoffmann, Hans (Motten) Oberdieck, Bernd Michalski, Christian Wachsmuth-Melm und Andreas Niemann. Die Bergwacht und die MSKK (Mobile Schützen Katastrophen Kolonne) gab es da schon. Die Thekentaucher noch nicht.
Sie alle, außerdem die Schützenfrauen und der Vorstand waren aber am Fünften Fünften um Fünf Uhr Fünfundfünfzig zur Jubiläumsfeier auf dem Schützenplatz eingeladen. Unter schützenden Zeltdächern wurde Rückschau auf eine ideenreiche Zeit gehalten. Was haben sich die Vertreter der Vümften nicht alles ausgedacht, um das Volk am frühen Schützenfest-Montagmorgen in Scharen zum Lachen zu bringen? „Die Pflasterung in der Innenstadt, das war 1988 unser erstes Thema“, erzählt Kristian Hoffmann, der als versierter Wortverdreher die juxigen Texte zu Papier und in die Köpfe bringt.
Stichwort bei der Premiere: „Schlaglochgemeinschaft“. Die gelben Helme und die auf links gezogenen Joppen blieben das Erkennungszeichen. Das heißt aber nicht, dass die vielseitigen verwendbaren Vümfer in der Folge ausschließlich bauliche Missstände thematisierten.
Aufs Korn genommen wurden auch kommunalpolitische Besonderheiten und Begebenheiten aus denen eigenen Reihen.
So durften die Bürger an der wundersamen Ausgrabung und Wiederbelebung eines 400-jährigen Schützen beim Jubiläumsfest 1990 teilhaben. Unvergessen auch der Moment, als zwei Mann vor dem Rathaus aus dem Gulli kletterten und den Tunneldurchstich verkündeten. Und natürlich hat die Vümfte vorsorglich das Haus „Schütze mich“ eingerichtet, den Verbrauchermarkt „altvrisch – die Vümfte Vielfalt“ und das Oerlimare-Spaßbad. Unvergessen auch der Ritterschlag des ehemaligen Bürgermeisters Martin Weber zum fünften Earl vom Tönsberg – natürlich von der Queen persönlich. Sie sind eben nie um „venomenale“ Ideen verlegen, die „vorschen“ Vertreter der Vümften.
Quelle: Neue Westfälische