Zuletzt aktualisiert am 3. Juli 2018
Oerlinghauser Schützengesellschaft: Am Morgen mimt Eike Kramer den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, später holt er sich die Kaiserwürde. Er regiert mit Ehefrau Nicole.
Eigentlich will der Sohn König werden, doch den Rest des Adlers schießt der Vater aus dem Kugelfang. Nach dem 227. Schuss reißt Eike Kramer die Arme in die Höhe. Er regiert die Oerlinghauser Schützen als Kaiser, weil er 2014 schon König geworden ist. Regentin ist seine Ehefrau Nicole.
Das Finale hat es in sich. Niklas Kramer will König werden, daran lässt er keinen Zweifel. Doch als nur noch der Rumpf des Adlers mit einem Flügel an der Seite im Kugelfang hängt, zieht sich das Schießen etwas hin. Mittlerweile schießen eine Handvoll Schützen um die Königswürde. Der Flügel ist ab, dann setzt Jens Hartmann an und schießt den Rumpf so auseinander, dass nur noch ein Treffer fehlt. Darin sind sich die Schützen einig.
In der Reihe der Anwärter steht Niklas Kramer ganz vorn. Ein Elfmeter. Doch Niklas Kramer verfehlt und verlässt enttäuscht den Schießstand. Eine zweite Chance bekommt er nicht, das weiß er. Denn als nächster wartet bereits sein Vater Eike Kramer. Als erfahrener Jäger kann er sowieso schießen, er drückt ab – und ist König. Und weil er diesen Titel bereits hat, darf er sich jetzt Kaiser nennen. Der zweite Kaiser überhaupt in der überlieferten Geschichte der Oerlinghauser Schützengesellschaft. Der erste Kaiser war der 2015 verstorbene Carl Ludwig Wachsmuth-Melm (König in den Jahren 1965 und 1982).
„Das ist Oerlinghausen – hier werden Geschichten geschrieben“, kommentiert Schützenvorsitzender Christian Landerbarthold den Vater-Sohn-Schießkrimi. Am Morgen schlüpfte Eike Kramer noch als Mitglied der Juxtruppe die „Vümfte“ beim Spaß auf dem Rathausplatz in die Rolle des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. In der Schießpause habe er sich dann dazu entschieden, um die Königswürde mitzuschießen. Es sei doch Kaiserwetter, habe er seinen Mitschützen gesagt.
»Manchmal bin ich ein bisschen irre«
„Manchmal bin ich eben ein bisschen irre“, gesteht der 58-jährige Prokurist, der bei den Schützen als Major im Vorstand und auch Vorsitzender des Reitvereins „Lippische Rose“ ist. Beim Königsschießen mischt er fast immer mit, sagt er. Das mache ihm Spaß. Sein Vorhaben am Montagmorgen war allerdings so überraschend, dass nicht einmal seine Ehefrau Nicole eingeweiht war. Die 49-jährige Floristin wird jetzt Kaiserin, sie regierte schon 2014 mit Eike Kramer, damals noch unter ihrem Mädchennamen. Geheiratet wurde 2017. Die Statuten des Vereins verbieten nicht, dass die eigene Frau Regentin werden darf, sagt Presseoffizier Patrick Bockwinkel.
„Ich wollte eigentlich um 13 Uhr zu Hause sein“, sagt sie. Denn dort wartet ein zwei Wochen alter Hundewelpen. Für den müssen die Kramers jetzt öfter mal Kindermädchen Lisa engagieren.
Information
- Die Insignien: Matthias Miltz (30. Schuss, Zepter), Thomas Vogt (32., Apfel) und Detlef Jelen (51. Krone).
- Die Throndamen: Annette Hoffmann, Marzena Brinkmann, Irmtraud Niemann, Claudia Schüler, Sabine Uekermann, Christiane Hoffmann, Beatrice Schnittgerhans, Karina Hartmann, Sabine Gnaß und Rebecca Hanke.
- Das Bierkönigspaar: Anja und Thomas Salitter.
Quelle: Neue Westfälische