Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2015
Oerlinghausens Schützen vertagen eine Frage von historischer Bedeutung
Das Schicksal des alten Kassenhäuschens der Oerlinghauser Schützengesellschaft spaltet die Geister. Dem Erdboden gleich machen oder für andere Zwecke weiterverwenden? Des „schwierigen Problems“ nahm sich jetzt sogar die Jahreshauptversammlung an. Sie tat es mit Humor.
Allen voran Gerd Hoffmann. Eine „Frage von historischer Dimension“ sei der Umgang mit dem Kassenhäuschen, meinte er und unterstrich seine These mit einem leidenschaftlichen Vortrag. Schließlich sei das Häuschen „jahrzehntelang wie die zweite Heimat des Zahlmeisters gewesen“. Nicht nur für den amtierenden Dieter Spilker, sondern auch für dessen Vorgänger Georg Drewes, Kurt Fillies und Heinz Risse.
Gerade weil das hölzerne Haus „durch seine Schlichtheit besticht“, dürfe es keinesfalls schwerem Gerät zum Opfer fallen. Warum nicht ein Panoptikum daraus machen?, fragte sich Gerd Hoffmann. Oder es bei Dieter Spilker im Garten wieder aufbauen? Ob der amtierende Zahlmeister einen Schenkungsanspruch erhebt, behielt er allerdings für sich.
Also blieb weiterer Diskussionsbedarf. Und den nutzten die Schützen zahlreich durch mehr oder minder gehaltvolle Wortbeiträge. Als Umzugs-Schutz für die Montagmorgen-Juxtruppen möchte Christian Coesfeld das Kassenhäuschen genutzt wissen. Bernd Michalski sieht seine neue Funktion eher in einem Pressehäuschen, das künftig als Kommunikationszentrum dienen sollte. Volker Nerlich legte Dieter Spilker indes nahe, das Haus kreativ zu nutzen. So könne der Ruheständler etwa Kurse in „Wie bastele ich mir meine Eintrittskarte selbst?“ erteilen.
Andere würden gerne weiterhin „längere Zeit Deckung“ bei dringenden Bedürfnissen hinter der Holzfassade finden. Oder das Häuschen als „Unterkellerung für Wurstlagerung“ nutzen. Einige Schützen wünschten sich zumindest eine einjährige Galgenfrist, denn „abreißen können wir es immer noch“.
Am Ende war Reiner Köster ob der vorgetragenen Einwände und Ideen „richtig beeindruckt“. Der Oberst hatte „eine gewisse Mehrheit“ dafür ausgemacht, zunächst abzuwarten, und vertagte den Punkt mit den vielsagenden Worten: „Schauen wir mal, und nächstes Jahr reißen wir es dann ab.“
Auch Reiner Kösters Vorgänger Dieter Kochsiek, der dem Kassenhäuschen lediglich einen „versteckten Charme“ zusprechen mochte, beschied: „Weg mit dem Ding.“ Das Haus sei nun wirklich keine Augenweide und deshalb wahrlich nicht geeignet, es zum Weltkulturerbe zu machen.
Kassenhäuschen-Befürworter quittierten das mit „Kulturbanause“.
Quelle: Neue Westfälische