Zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2015
38 Kinder und 20 Helfer der Jugendgruppe der Schützen beweisen Einfallsreichtum
Ratlosigkeit spiegelt sich in den Gesichtern von Ann-Sophie, Anouk und Lea. Alle drei hocken am Rand einer schlaffen Nylon-Hülle. „Drei Stangen, zwei lang, eine kurz, und wir wissen überhaupt nicht, wie das Zelt aussehen soll. Aber sonst ist alles gut.“
Der Schützenplatz am Steinbült gleicht einem bunten Meer aus Campingbehausungen, Matratzen, Schlafsäcken und Provianttüten für die Nacht. Am Ende des kommunikativen, hier und dort beinahe aussichtslosen Kampfes um Heringe, Stangen und Schnüre stehen 22 Zelte im Rund. Die Jugendgruppe der Oerlinghauser Schützengesellschaft hat mit ihrer beliebten Olympiade zum Ferienende und dem anschließenden Übernachten einmal mehr ins Schwarze getroffen. 38 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 8 und 13 Jahren tummeln sich auf dem Platz. Hanno, der sich sein Zelt mit Freund Jannik teilen wird, ist zuversichtlich, dass er den Aufbau in Nullkommanichts bewältigen wird. Eigentlich, denn „Papa hat mir das alles nochmal erklärt“. Dumm nur, dass Hanno all die vielen Informationen „nicht so richtig behalten“ hat.
Denn dass so ein Zeltaufbau „ein System für sich“ ist, das muss auch der 2. Vorsitzende der Schützengesellschaft, Christian Landerbarthold, feststellen. Die Anleitung ist da, aber was sagt das schon? „Stifte, welche Stifte?“ Vielleicht, klärt Hanno auf, „sind damit die Heringe gemeint.“ Lars und Malte nebenan liegen derweil schon im Wurf-Zelt auf ihrer „echt fetten Matratze“ und ihren „ziemlich guten Schlafsäcken“. Draußen verweisen sie auf „gelbe Schnüre, die in der Nacht leuchten“. Hightec-Camping, ohne Frage. Lars (7) hat sich vorher außerdem – vorsichtshalber – in Sachen Überlebenschancen informiert. „Frauen brauchen sechs Grad, Männer ein Grad.“ Dass es so kalt wird, ist allerdings kaum zu erwarten.
Hannos „Luxuszelt“ mit Fenstern an zwei Seiten steckt inzwischen stabil im Boden. „Echtes Luxusteil“, urteilen die Nachbarn. „Und mückendicht ist das Ding auch“, protzt Hanno. Wenn schon, denn schon. Anouk und ihre Freundinnen müssen bei allem Eifer feststellen, dass „der Eingang ein bisschen schräg“ geworden ist. Was soll’s? „Hauptsache, das Zelt fällt nicht auseinander.“
Darum sorgen sich Sara und Johanna nicht. Schließlich ist das spitz nach oben zulaufende Zelt von Saras Opa, über dem eine Regenplane baumelt, „schon ziemlich alt“, hat entsprechend viele Einsätze überstanden. „Da wurde schon zu sechst drin geschlafen, jeden Tag auf einem anderen Platz in Spanien“, weiß Sara. Die Probleme mit den Heringen „haben die da auch schon gehabt“. Johanna hat derweil eine Entdeckung gemacht: „Da sind ja noch dreckige Kakaotassen drin.“
Die Betreuer haben unterdessen alle Hände voll zu tun. „Wir scheitern am Vorzelt“, gibt Kathi Zimmermann zu, während sich Claudius Blume fragt: „Gehören die Stangen überhaupt zu dem Zelt?“ Eine andere Gruppe um Katharina Baehr hat zwar keine Gebrauchsanweisung, „aber noch zwei Stangen übrig“.
Irgendwann ist es vollbracht. Der Duft von Grillwürstchen weht über den Platz. Lagerfeuerromantik stellt sich ein, als Kinder und Helfer von einer Nachtwanderung zurückkehren.
Vor dem Zeltaufbau nutzten die Kinder die Gelegenheit, den gerade heimgekehrten Olympioniken Konkurrenz zu machen. Bei allerdings etwas anderen Wettkämpfen. Ihre Geschicklichkeit konnten die Jungen und Mädchen beim Golfballschleudern, einem Schubkarrenrennen, im Besenstil-Drehen, mit Schaumstoff-Frisbees, beim Stiefelwerfen oder dem Wasserpistolenspiel unter Beweis stellen.
„Wir hatten in diesem Jahr ganz neue Spiele“, sagt Pressesprecher Patrick Bockwinkel über innovative Ideen. Die Kinder fanden es klasse.
Quelle: Neue Westfälische