So kam Bethlehem zu seinem Namen

Zuletzt aktualisiert am 19. Januar 2015

Was Heimatforscher Werner Höltke über die Wiese am Schützenplatz herausgefunden hat

Heimatkenner: Werner Höltke zeigt auf das Areal nahe dem Schützenplatz am Steinbült, das früher für die Kirmes genutzt worden ist. Heute stehen während des Schützenfestes Essbuden dort. Im Hintergrund ist der Turm der Alexanderkirche zu sehen.

Werner Höltke ist nicht nur Heimatkenner, er ist auch Schützenbruder. „Während der Festtage bin ich immer wieder gefragt worden, warum die Wiese unterhalb des Schützenplatzes Bethlehem genannt wird.“ Höltke recherchierte und fand die durchaus ungewöhnliche Antwort.

„Als Uhrmacher Reuter um 1875 etwas Geld gespart hatte, wollte er noch im hohen Alter die biblischen Stätten kennen lernen.“ Ganz sicher sei das zwar nicht überliefert, sagt Werner Höltke. Der 83-Jährige ist sich aber ziemlich sicher, dass Reuter einst ein Schiff bestiegen hat, das ihn nach mehrwöchiger Fahrt nach Palästina gebracht haben dürfte. Überliefert ist hingegen, dass der alte Uhrmacher in Jerusalem und Bethlehem all die historischen Sehenswürdigkeiten auf sich wirken ließ und bei seiner Rückkehr erstaunt über die Nähe der beiden Städte berichtete. Als Beispiel führte Reuter an: „Wenn der jüdische Friedhof auf dem Tönsberg Jerusalem wäre, dann könnten Friedhofs Wiesen am Steinbült Bethlehem sein.“ Ein Ausspruch, der offensichtlich bei den Oerlinghausern und auch den damaligen Eigentümern der Wiese, der Familie Friedhof, hängen geblieben ist. „Seitdem heißt das Gelände Bethlehem.“ Diesen Namen, so sei es überliefert, habe er auch nach dem Jahr 1926 behalten, als er von Fräulein Friedhof übergeben worden und von der Oerlinghauser Schützengesellschaft für die Kirmes genutzt worden sei. Der Platz, bestätigt der Vorsitzende der Oerlinghauser Schützengesellschaft, Kristian Hoffmann, sei zum Großteil im Besitz der Gesellschaft. Auf einem kleineren hinteren Teil bestehe Nutzungsrecht.

Früher, sagt Werner Höltke, habe das Areal mit seinem sandigen Untergrund mindestens einen Meter tiefer gelegen, „und er war auch nicht so groß wie heute“. Deshalb und auch wegen des Gefälles sei es gar nicht einfach gewesen, die Karussells an Ort und Stelle zu bekommen. Oftmals habe der Fuhrmann Strate mit seinen beiden Pferden helfen müssen, um steckengebliebene Karussellteile aus dem Sand zu ziehen. „In den Jahren vor 1926 stand die Kirmes dort, wo heute die Taxen auf Kundschaft warten“, sagt Höltke.

Ein anderer Heimatkenner, Fritz Soll, der in unmittelbarer Nähe von Bethlehem wohnte, habe berichtet, dass Strate nach getaner Arbeit stets über das ganze Gesicht gestrahlt und seinen Kaiser-Wilhelm-Bart extra hoch gezwirbelt habe.

Eines hat Werner Höltke, der jüngst im Berggasthof Tönsberg darüber berichtete, auch noch herausgefunden: „Nach 1930 wurde das Karussell von einem Lanz-Bulldog mit Glühkopfmotor angetrieben.“ Der Generator habe auch für die Beleuchtung gesorgt. Und nach dem Ende des Schützenfestes, da gehörte „Bethlehem“ wieder den Kindern vom Steinbült und dem Landerweg.

Quelle: Neue Westfälische

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