Zuletzt aktualisiert am 30. Januar 2018
Generalversammlung: König Martin Krause hat auf der Autobahn eine Panne und schafft es trotzdem, zusammen mit 132 Schützen pünktlich zu sein
Die Hamburger Elbphilharmonie, Stuttgart 21 oder der neue Berliner Flughafen sind sicherlich keine Paradebeispiele dafür, wie man Großprojekte flott und plangerecht umsetzt. Wie es anders geht, zeigt die Oerlinghauser Schützengesellschaft mit ihrer neuen Schützenhalle. „Wir hatten uns einen Kostenrahmen von 220.000 Euro gesetzt, und den haben wir mit einem Gesamtaufwand von rund 216.000 Euro komplett eingehalten“, berichtete Zahlmeister Christian Koch bei der Generalversammlung im Kastanienkrug.
Auch das Finanzierungskonzept für das Bauwerk auf der oberen Terrasse des Schützenplatzes am Steinbült war voll aufgegangen. „Die Spendenbereitschaft unserer Mitglieder, der Unternehmen und Privatpersonen war enorm und hat unsere Ziele sogar übertroffen“, sagte Koch. „Da kann man mal sehen, was mit unserer Schützengesellschaft alles möglich ist.“
Der Singende Flokati kommt wieder
Die Einweihung der neuen Halle war einer der Höhepunkte des vergangenen Jahres, auf die der Vorsitzende Christian Landerbarthold zuvor bei seinem Jahresbericht eingegangen war. Am 1. Mai 2017 war das Schmuckstück zusammen mit dem Familientag feierlich in Betrieb genommen. „Ein Projekt, das dank vieler Unterstützer und Helfer gestemmt werden konnte“, sagte Landerbarthold. Weitere Highlights waren die seit Jahren beliebte Après-Ski-Party, das gut besuchte Kinderschützenfest und natürlich das dreitägige Schützenfest. Dabei war im proppenvollen Festzelt am Samstagabend zum ersten Mal die „Reiner-Irrsinn-Show“ über die Bühne gefegt. Das war so gut angekommen, dass der „Singende Flokati“ und sein Team in diesem Jahr erneut die Stimmungsmacher sein werden. Am verregneten Sonntag hatten die Schützen wieder einmal ihr Improvisationstalent beweisen müssen und wegen des miesen Wetters den Festzug verkürzt. Der Montag stand ganz im Zeichen der Auftritte der Juxtruppen und des Königsschießen. Martin Krause hatte am Ende den Adler heruntergeschossen. Krause bildet mit Karin Schäfer das Königspaar. Der Regent wäre übrigens beinahe nicht zur Generalversammlung gekommen, da er einige Stunden zuvor mit einem Motorschaden auf der Autobahn liegen geblieben war. Doch der König setzte alle Hebel in Bewegung und kam pünktlich in den mit 133 Schützen besuchten Kastanienkrug.
Beim Bierkönigsschießen hatte Alexander Reinecke das Holzfass abgeschossen und sich Britta Ciesla zur Bierkönigin wählte. Die Regenten fiebern schon jetzt dem Schützenfest (30. Juni bis 2. Juli) entgegen. Beim Kreiskönigsschießen hatte mit Sören Grote ein Oerlinghauser Schütze diese besondere Würde errungen, womit in diesem Jahr das Kreiskönigsschießen in der Bergstadt stattfindet.
Auf dem Schützenplatz steht ein Jungbrunnen
Weitere positive Nachrichten durfte an diesem Abend der zweite Vorsitzende Patrick Bockwinkel für den erkrankten Geschäftsführer Markus Landerbarthold vermelden. Denn mit einem Mitgliederstand von 1.112 Schützenschwestern und -brüdern befindet sich die Oerlinghauser Schützengesellschaft auf einem neuen Hoch und hat im Vergleich zu den Vorjahren (1.093 in 2016, 1.089 in 2015) noch einmal zugelegt. Dazu passt auch das Durchschnittsalter mit gerade einmal 46,78 Jahren. „Das ist in etwa der Wert, den wir 2005 hatten“, freute sich Bockwinkel. „Wir scheinen also irgendwo auf dem Schützenplatz einen Jungbrunnen stehen zu haben.“
Auf die gute Entwicklung der Oerlinghauser Schützen war auch Volker Neuhöfer, stellvertretender Bürgermeister, bei seinem Grußwort eingegangen. „Seit zehn Jahren übe ich dieses Amt aus und erlebe immer noch Premieren“, sagte Neuhöfer, der ein Helpuper Urgestein ist. Dass auch viele Helpuper Mitglied bei den Oerlinghauser Schützen sind, sei eben auch ein Beweis für die gelungene Arbeit des Vereins, sagte Neuhöfer mit einem Augenzwinkern.
Vom Schützenkreis Bielefeld überbrachte der Vorsitzende Frank Becker – ebenfalls Mitglied der Oerlinghauser Gesellschaft und Leiter der Bogensportabteilung – ein Grußwort. 3.500 Mitglieder in 13 Vereinen zähle der Schützenkreis Bielefeld. Insgesamt sei die Erfahrung, dass mit Bogensport sehr gut Mitglieder gewonnen werden könnten.
Ein erfolgreiches Jahr für den Spielmannszug
Grund zur Freude herrsche ebendrum in der Bogensportabteilung und im Schützenspielmannszug. „Wir haben ein sehr erfolgreiches Jahr hinter uns“, berichtete David Clarke, der sich federführend um die aus 21 Trommlern und Flötisten bestehenden Musiker kümmert. Er dankte nicht nur den Eltern der Kinder, sondern warb ausdrücklich dafür, auch mitzumachen und mitzumusizieren.
Frank Becker, Leiter der vor rund eineinhalb Jahren gegründeten Bogensportabteilung, berichtete von mehr als 30 aktiven Bogenschützen, die regelmäßig beim Training an den Wochenenden die Pfeile fliegen lassen. Erste Vereinsmeisterschaften seien bereits über die Bühne gegangen, auch an Kreismeisterschaften habe man mit guten Ergebnissen teilgenommen. „Im April wird ein neuer Schnupperkursus im Freien stattfinden, der sich an alle Neugierigen richtet.“
Die Schießsportabteilung befindet sich hingegen derzeit in einem Umbruch. Mehrere Schützen engagieren sich derzeit in Arbeitsgruppen, um das Sportschießen wieder attraktiver zu machen. Für Schmunzeln hatte erneut der Bericht der Kassenprüfer gesorgt, der diesmal von Bernd Oberschelp in einer Art Büttenrede vorgetragen worden war.
Bei den Wahlen in den geschäftsführenden Vorstand wurde Zahlmeister Christian Koch für weitere drei Jahre im Amt bestätigt. Neu in den erweiterten Vorstand, das Offizierskorps, wurden Felix Baehr, seit vielen Jahren Musikoffizier, Sebastian Gnass, seit langer Zeit Thronadjutant, und Udo Grothklags, seit vielen Jahren Mitglied der „Vümften“, gewählt.
Kemal Ak und Sarah Zajaczkowska führen den Kastanienkrug weiter
Abschied nehmen hieß es an diesem Abend im Kastanienkrug ebenfalls – und zwar von Wirtin Lore Nagel. Jahrzehnte hatte sie die Schützen bei Versammlungen bewirtet und bekam von Oberst Jens Hartmann und dem Vorsitzenden Christian Landerbarthold einen Präsentkorb überreicht. Lore Nagel nutzte die Gelegenheit, ihre Nachfolger Kemal Ak und Sarah Zajaczkowska vorzustellen, die die Gaststätte weiterführen werden.
Ein besonderes Projekt stellte außerdem Oberst Jens Hartmann vor. Im September des nächsten Jahres wollen die Oerlinghauser Schützen nach 2006 erneut zur Steubenparade nach New York fliegen. Die Reise kostet rund 1.500 Euro pro Person. Interessenten können sich ab sofort bei Jens Hartmann melden.
Quelle: Neue Westfälische