Beim Empfang setzt sich Bürgermeister für Integration von Flüchtlingen ein

Beim Empfang zum Schützenfest wurde die Freundschft über Ländergrenzen hinweg bekundet. Von links: Christian Landerbarthold, Steven Kipping, Francois Werner, Dirk Becker und David Kiel.
Das Schützenfest in Oerlinghausen führt alljährlich viele Menschen zusammen – und zwar nicht nur die Bürger von Oerlinghausen. Das wurde beim gemeinsamen Empfang der Oerlinghauser Schützengesellschaft und des Bürgermeisters Dirk Becker im Bürgerhaus deutlich. Auch Gäste aus England und Frankreich waren zum Fest angereist.
Francois Werner ist seit März 2014 Bürgermeister im lothringischen Villers-lès-Nancy. Das Schützenfest nahm er zum Anlass, erstmals die Partnerstadt Oerlinghausen zu besuchen. Unter den 16 Mitgliedern seiner Delegation war Werner mit seiner blau-weiß-roten Schärpe, dem Zeichen seines Amtes, eindeutig zu erkennen. Es sei ein ergreifender Moment, an der „wunderbaren Tradition“ teilnehmen zu können, sagte Werner und lud seinen Amtskollegen zu einem Gegenbesuch ein. Annick Grand, die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, ergänzte, dass die Freundschaft zwischen den beiden Städten gut funktioniere. „Wir sind froh, dass sich unsere Bürgermeister jetzt auch persönlich kennenlernen“, meinte sie. Im vergangenen Jahr wurden fünf Oerlinghauser Schützen zu Ehrenbürgern der britischen Hauptstadt ernannt. Als Vertreter der „Freemen of the City of London“ kamen nun David Keil und Steven Kipping in die Bergstadt. In seiner Begrüßung spannte Bürgermeister Becker einen Bogen zum Referendum und sagte launig: „Die beiden sind erklärte Europäer. Ich glaube, wenn alle Briten beim Oerlinghauser Schützenfest gewesen wären, hätte Brexit keine Chance gehabt.“ Becker ging außerdem auf die Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge in der ehemaligen Jugendherberge ein. Hier bestünden zweifellos Ängste in der Bürgerschaft, doch sollten sie überwunden werden. „Wenn wir eine erfolgreiche Integration wollen, kann dies nur gelingen, wenn die Flüchtlinge mitten unter uns leben“, sagte Becker. „Ich glaube, dass wir das hinbekommen.“ Im Übrigen könnten die Minderjährigen ebenfalls Ängste und Sorgen entwickeln, wenn sie das Treiben zum Schützenfest miterleben. „Anstatt arbeiten zu gehen, tragen Männer Hüte mit Federn, ziehen am Montagmorgen komische Kostüme an, schießen auf ein Holztier und wollen auch noch treffen, nur um allen anderen ein Jahr lang einen auszugeben – das erklären Sie mal.“ Becker betonte: „Eine Stadt, die so liebenswert und verrückt ist, kann auch in der Lage sein, die Neuankömmlinge aufzunehmen.“ Wie anpassungsfähig die Oerlinghauser Schützengesellschaft ist, verdeutlichte der Vorsitzende Christian Landerbarthold. „Zum Beispiel mit der Skiparty haben wir Trends gesetzt“, sagte er. Der Vorsitzende kündigte an, dass die alte Schützenhalle, die vor sechs Jahren unter der Schneelast zusammengebrochen ist, durch einen Neubau ersetzt werde. „Es wird eine moderne Mehrzweckhalle entstehen, die alle Anforderungen für Veranstaltungen erfüllt“, sagte Landerbarthold. Schließlich sprach er noch eine Neuerung an. Die Schützen hätten sich stets Tradition und Sport gleichermaßen eingesetzt. In diesem Sinne werde es demnächst auch eine Bogensportabteilung innerhalb der Schützengesellschaft geben. Sie wird von Frank Becker geleitet, der selbst ein begeisterter Bogenschütze ist. Trainiert wird auf einem Gelände am Niklas-Luhmann-Gymnasium.
Quelle: Lippe aktuell