Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2015
Eine Nacht im »Olympischen Dorf«
»Hast Du denn nun schon abgedrückt oder nicht?« Die Achtjährige weiß es nicht genau. Die Frage des Betreuers Bastian Dawitz lässt sich erst nach einem Blick auf die kleine weiße Pappscheibe beantworten. Tatsächlich: Sie weist schon ein kleines Loch auf. Kein Problem. Wie so viele der Kinder steht das Mädchen zum ersten Mal im Schießstand. Deshalb nimmt sich Bastian Dawitz viel Zeit und erklärt ihr den Mechanismus. »Beim Luftgewehr gibt es kaum einen Druckpunkt«, sagte Dawitz. »Deshalb wird ein Schuss ganz schnell ausgelöst.« Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten kamen am Ende doch noch beachtliche 22 Punkte zusammen.
Der elfjährige Jonas war mit seinem Ergebnis sehr zufrieden. »Hier habe ich voll in die Mitte getroffen«, sagte er stolz und zeigte seine Schießkarte vor. »Das Loch habe ich erst gar nicht gesehen.« Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Moritz nahm Jonas zum ersten Mal teil. »Ich habe das Schießen als letzte Disziplin gemacht, dann herrscht nicht so ein großes Gedränge und ich habe mehr Ruhe beim Zielen«, meinte er. Dass auf dem Schießstand sogar fünf Gewehre nebeneinander installiert sind und bedient werden können, fand Jonas schon sehr beachtlich.
Das Schießen mit dem Luftgewehr war ebenso wie das Laufen auf Zeit Bestandteil des Sommer-Biathlons, den sich die Schützen für die »Olympiade« ausgedacht hatten. Patrick Bockwinkel, der dem Offizierscorps angehört, standen weitere 18 Freiwillige zur Seite, die sich auf dem Schützenplatz am Steinbült um die Kinder und Jugendlichen kümmerten. 2009 beteiligte sich die Oerlinghauser Schützengesellschaft erstmals an den Ferienspielen. Nach den guten Erfahrungen wurde das Angebot noch um ein Zeltlager erweitert. »Die Resonanz war enorm«, meinte Bockwinkel. »Mit 47 Mädchen und Jungen haben wir nicht gerechnet. Die meisten wollen selbstverständlich auch über Nacht bleiben.« Schützenoberst Rainer Köster war von dem Treiben ganz begeistert. »Richtig toll, wie der Schützenplatz genutzt wird«, sagte er bei seinem Kurzbesuch. »Wir haben hier ja auch alle Möglichkeiten, auch Sanitäranlagen sind ja vorhanden.«
Nach den Anstrengungen der »Olympiade«, die mit Punkten bewertet wurde, konnten sich die Kinder an weiteren Spielstationen vergnügen: beim Torwandschießen, am Nagelbalken und beim Eierlaufen über mehrere Treppen kam es weniger auf Zeit, sondern mehr auf Geschicklichkeit an. Die Zeit vergeht schnell, deshalb müssen schon bald die Zelte aufgebaut werden. Hier sind die Betreuerinnen und Betreuer von der Schützengesellschaft gefragt, denn ganz ohne helfende Hand wollen die »Iglus« einfach nicht stehen bleiben.
Spiel und Sport machen hungrig, deshalb gab es Würstchen vom Grill und kühle Getränke. Zu einem echten Zeltlager gehört auch ein Lagerfeuer. Die Kinder und Jugendlichen halfen gern mit, das Holz aufzuschichten und zu entzünden. Mit Liedern zur Gitarre versetzte Schützenbruder Bernd Oberschelp dann die Gruppe in eine romantische Stimmung. Zum Ausklang brachen Kinder, Jugendliche und Betreuer noch zu einer Nachtwanderung auf. »Wir hoffen, dass anschließend alle so müde sind, dass auch Nachtruhe einkehrt«, meinte Patrick Bockwinkel. Am nächsten Morgen ging das Zeltlager mit einem Frühstück zu Ende.
Quelle: Lippe Aktuell