Zuletzt aktualisiert am 14. Januar 2015
„40 Jahre Schützenfest-Spaß“
Beim Schützenfest in Oerlinghausen geht es keineswegs immer bierernst zu. Vor allem am Montagmorgen laufen die Juxtruppen zur Höchstform auf, wenn sie ihre Sketche aufführen. Mit Spannung erwarteten die zahlreichen Gäste die jährliche „MSKK-Show“; es war bereits die 40. Vorstellung.
In Bayern spricht man vom Derblecken, wenn Personen des öffentlichen Lebens kritisch der Spiegel vorgehalten wird. In diesem Sinn ergriffen die Mitglieder der „Tönsbergwacht“ die Gelegenheit und traktierten Bürgermeisterin Dr. Ursula Herbort mit Worten und einem Nudelholz. Zumindest andeutungsweise musste sie eine ganz spezielle Massage des Oberbademeisters „Super-Synowski“ (David Owen) über sich ergehen lassen, dass die Kacheln flogen. Das war der Kommentar der „Bergwacht“ zur Auseinandersetzung um das defekte Hallenbad. Eine Spezialbehandlung erduldete auch Ihno Zimmermann als fiktiver Gast eines einschlägigen Etablissements, das in Oerlinghausen in die Schlagzeilen geraten war.
Die „Vümfte“ spießte einen aktuellen Vorgang, die Fußball-Weltmeisterschaft, auf. Nicht nur Breitner, Beckenbauer und Netzer eilten nach Oerlinghausen, sondern auch Jogi Löw kam zu einer Stippvisite und selbst Uli Hoeness hatte frei bekommen.
Wer die „MSKK“-Show erlebte, unterstützte mit dem Eintrittsgeld das Kinderschützenfest, wie Hans Klocke allen Zuschauern erklärte. Zuvor hatten Martina Lange und Jörg Czyborra Gelegenheit, ihr neues Oerlinghausen-Lied vorzustellen. Auch der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lippspringe wurde erstmalig zu einem kurzen Konzert auf die Bühne gebeten. Dann eröffnete Moderator Herbert Heißenberg die Show („40 Jahre Spaß“), die Highlights der jüngsten Vergangenheit wieder aufleben ließ. Peter Kraus (Christian Hochwald) schmetterte noch einmal sein „Sugar Baby“, Wanda Jackson (Wolfgang Gronemeyer) stimmte erneut „Santo Domingo“ an, und „Schniedel und Wutz“ (Stefan Heißenberg und Lutz Gronemeyer) ernteten Lachsalven für ihre Interpretation klassischer Arien. Denn während der „Gefangenenchor“ aus „Nabucco“ von Giuseppe Verdi erklang schwankten sie mit ernsten Gesichtern hin und her wie Halme im Wind. Die tiefen Verbeugungen ermöglichten ihnen Skistiefel, die fest mit dem Boden verbunden waren.
Freizügig war die „MSKK“ (es handelt sich übrigens um Abkürzung, die nach Belieben interpretiert werden kann) schon immer. So kamen auch „Die Glocken von Rom“ noch einmal zum Einsatz. Was Fabian Köster, Frederick Dorneau, Ralf Klocke und Tobias Nixdorf an Klöppeln unter ihren weiten Umhängen verbargen, wurde nur kurzzeitig sichtbar. Viel Gefallen findet die Juxtruppe offensichtlich daran, Frauenkleidung zu tragen. Je knapper, desto besser. Hans Klocke gab eine Animierdame, Daniel Schollmeyer zeigte Strapse unter dem engen Rock, und Peter Meier zog sich mehrfach um, bis nur noch ein Frauenbadeanzug übrig blieb.
In seiner „Festrede“ zum Jubiläum blickte Herbert Heißenberg auch auf die Schlager der vergangenen 40 Jahre zurück. „Statt wieder aufleben lassen sollte man besser von Reanimation sprechen“, meinte er. Und einen Seitenhieb auf die Hallenbad-Problematik hatte er auch parat: „Wir können nicht verstehen, wie man sich so ankacheln kann. Stattdessen sollte man es wieder rocken lassen.“
Quelle: www.lippe-aktuell.de