Zuletzt aktualisiert am 13. September 2021
„Was für ein schönes Bild“, sagt Christian Landerbarthold, Vorsitzender der Oerlinghauser Schützengesellschaft, als er vom Rednerpult aus seinen Blick durch die Mensa der Heinz-Sielmann-Schule schweifen lässt. 90 Mitglieder sind an diesem Abend zur Generalversammlung gekommen und lauschen gerade Landerbartholds Worten. Es ist die erste größere Veranstaltung der Schützen seit rund 1,5 Jahren.
Entsprechend positiv, fröhlich und ausgelassen ist die Stimmung bei den Schützen, von denen sich in dem Rahmen viele seit längerer Zeit nicht gesehen hatten. Die Corona-Pandemie hat auch das Vereinsleben der Oerlinghauser Schützengesellschaft fast komplett lahmgelegt. Schützenfest und Kinderschützenfest, Après-Ski-Party, Grün-Weiße Nacht, der Trainingsbetrieb der Sportschützen und Bogensportler, der Familientag, die Arbeitseinsätze und viele andere Treffen waren in den vergangenen Monaten nicht möglich gewesen. „Eine trostlose Zeit“, sagt Landerbarthold beim Rückblick auf die zurückliegenden 1,5 Jahre, die auch für den Vorstand nicht immer einfach gewesen seien. Statt des gewohnten Jahresablaufs musste man sich auf einmal mit ständig neuen Corona-Schutzverordnungen auseinandersetzen. „Unser Verein lebt von den Begegnungen, vom Austausch und der Geselligkeit. Entsprechend hart waren die vergangenen Monate für uns“, sagt der Vorsitzende.
Dass 2020 und 2021 keine Schützenfeste stattfinden konnten, war aber kein Grund für die Bergstädter, völlig untätig zu sein. So hatte sich im vergangenen Jahr eine Gruppe jüngerer Schützenschwestern und Schützenbrüder zusammengetan und schließlich die Idee von „Landers Lustiger Lotterie“ ausgeheckt: einer großen Tombola zur Unterstützung des Oerlinghauser Einzelhandels und der Gastronomie. Dort wurden mehrere Gutscheine verkauft und in einer witzigen Online-Show verlost. Die Tombola-Lose waren an mehreren Markttagen verkauft worden. Die Aktion war derart gut angekommen, dass alle Erwartungen übertroffen worden waren. Am Ende kam ein Überschuss von 1000 Euro zustande, den die Schützen an die Stadt zur Modernisierung der Spielplätze spendeten. Ein vom Thron organisierter Umzug für das Königspaar Sebastian Boer und Christiane Hoffmann und andere kleinere Aktionen hatten das schützenfestfreie Wochenende 2020 abgerundet.
In diesem Jahr hatten die Schützen an ihrem eigentlichen Schützenfestsonntag eine Bierpolonaise auf die Beine gestellt – eine Rallye in Kleingruppen durch die Bergstadt, was super angekommen war.
Trotz der schweren Zeit ohne Treffen und Veranstaltungen sind die Oerlinghauser Schützen wirtschaftlich und auch in Sachen Mitgliederentwicklung gut durch die vergangenen Monate gekommen und hatten nur einen minimalen Rückgang zu verzeichnen. 1.100 Schützenschwestern und Schützenbrüder gehören aktuell dem Verein an.
Auch für die Bogensportler und Sportschützen waren die vergangenen Monate herausfordernd. Die Bogenschützen konnten immerhin immer mal wieder im Freien trainieren und bei den Kreismeisterschaften sogar dreimal auf dem ersten Platz landen, berichtete Abteilungsleiter Frank Becker.
Eingeschränkter Trainingsbetrieb herrschte auch auf dem Schießstand, der derzeit umgebaut wird. Dort wird derzeit eine Meyton-Anlage zur elektronischen Zielerfassung installiert. Die alten Seilzuganlagen mit Pappscheiben sind Geschichte, durch die Meyton-Systeme wird der Schießstand eine deutliche Aufwertung erhalten. Viele Mitglieder bringen sich in unterschiedlicher Weise beim Umbau ein. „Eine tolle Gemeinschaftsleistung“, lobt der 2. Vorsitzende Patrick Bockwinkel. Möglich wird die Erneuerung durch das Förderprogramm des Landes NRW namens „Moderne Sportstätte 2022“, durch die die Schützen Zuschüsse in Höhe von 22.500 Euro erhalten. Mit der Fertigstellung wird Ende des Jahres gerechnet.
Ein großer Punkt bei der Generalversammlung sind die Ehrungen. Zahlreiche Mitglieder werden am Abend ausgezeichnet – für besondere Verdienste oder langjährige Mitgliedschaft. Bei den Offizierswahlen wurden Hauptmann Ditmar Gnaß, Hauptmann Thomas Salitter, Hauptmann Lutz Krüger, Oberleutnant Robin Grote, Oberleutnant Frank Becker, Leutnant Udo Grothklags, Leutnant Felix Baehr und Leutnant Sebastian Gnaß in ihren Ämtern bestätigt. Auch Zahlmeister Christian Koch wurde erneut in den engeren Vorstand gewählt.
Vor der eigentlichen Generalversammlung hatten sich die Schützen zu einem Gottesdienst in der Alexanderkirche mit anschließender Kranzniederlegung getroffen. Auch, um allen Schützenschwestern und Schützenbrüdern zu gedenken, die in den vergangenen Monaten verstorben waren und von denen sich die Schützen wegen der Kontaktbeschränkungen nicht wie sonst verabschieden konnten.
Mit einem anschließenden Festmarsch ging es zur Mensa der Heinz-Sielmann-Schule, wo nach einem Umtrunk die Generalversammlung begann. „Ich hoffe, dass in den kommenden Monaten langsam wieder so etwas wie Normalität einkehren wird“, sagt Landerbarthold. Die nächste größere Veranstaltung steht jedenfalls bereits am 26. September an. Dann wird der Familientag auf dem Schützenplatz nachgeholt, der sonst immer am 1. Mai stattfindet – natürlich unter den 3G-Regeln (genesen, getestet, geimpft), die auch für die Generalversammlung galten.
Hier gibt es zahlreiche Fotos vom Gottesdienst, der Kranzniederlegung und der Generalversammlung.