Zuletzt aktualisiert am 11. Mai 2015
22 Jungen schossen um die Kinderkönigswürde / Vogel fiel schon vor der Krone
Vor 50 Jahren wurde Willi Büker als Kinderschützenkönig gefeiert. Gestern Nachmittag schickte sich sein Enkel Joshua Peters an, ihm nachzueifern. Um 14.52 Uhr ließ der Elfjährige das Zepter mit einem gezielten Schuss auf den Boden sinken. Die Königswürde indes gehörte fast exakt eine Stunde später Yannic Marksmann.
Der neue Kinderschützenkönig galt bereits früh als Geheimfavorit der Mädchen. „Yannic, Du schaffst das“, munterten sie den Zwölfjährigen auf, denn sie wussten um seine Schussstärke. Bereits im vergangenen Jahr war Yannic als Zepterprinz auf dem Thron. Diesmal jubelte der künftige Siebtklässler um 15.50 Uhr als neuer Regent.
Bereits mit Schuss 172, und damit so schnell wie selten zuvor, ließ der Schüler der Theodor-Heuss-Realschule in Sennestadt den Adler purzeln. Als Königin wählte Yannic Marksmann Naemi Hanning. Die Zehnjährige vertritt die Familie nicht alleine. Auch ihre Schwester Sarai Hanning ist an der Seite des neuen Apfelprinzen Felix Zimmermann (13) im Kinderthron vertreten.
1.500 Besucher versammelten sich nach dem großen Umzug durch die Stadt auf dem Schützenplatz. Erneut hatte das ausrichtende Unteroffizierscorps mit Günter Tyzack an der Spitze ein verlockendes Festprogramm mit Geschicklichkeits- und Gewinnspielen auf die Beine gestellt. Mit einbezogen worden waren wieder viele Instrumentalisten der Oerly-Musikschule. Sie sorgten nicht nur während des Fußmarsches, sondern auch auf dem Platz für allerbeste Stimmung.
Ein buntes, sportliches Bild vermittelte auch die Jazztanzgruppe des TSV Oerlinghausen. Während sich der Rest der Kinderschar beim Dosenwerfen, an der Kletterstange oder an der Schaumkuss-Wurfmaschine vergnügte, hatten 22 Jungen höhere Ziele im Sinn. „Los, schieß auf den Flügel“, hallte es über den Platz. „Tibor, ich halte Dir die Daumen“ oder ein anfeuerndes „Ja, Du schaffst das“ schlossen sich an.
Da wurden gegenseitig die Daumen gedrückt, den Kontrahenten aber auch mal ein „Schießt alle daneben“ gewünscht. Vor allem aber gute Ratschläge verteilt. „Baller auf den Apfel drauf, mitten drauf“, riet ein Aspirant auf die Königswürde dem anderen. „Wann geht es endlich weiter?“, wollte ein anderer wissen. „Geduld, Geduld“, ließen ihn die anderen wissen.
Fingerspitzengefühl war offenbar auch bei der Wahl der Prinzessinnen gefragt. So ließ Simon Zimmermann nach dem Abschuss des Apfels seinen Finger mit fragendem Blick zwischen zwei Schönheiten hin und her wandern. „Willst Du oder Du?“ fragte er geradeheraus. Sarai Hanning wollte. Auch der neue König disponierte um, denn seine Auserwählte des Vorjahres war diesmal „nicht da“.
Das Geheimnis seines Schießerfolges erklärte der neue Kinderregent ganz einfach: „Mit Erfahrung und auf gut Glück“ habe er gezielt und den Adler „einfach abgeschossen“. Gerechnet habe er mit dem Erfolg nicht, „aber ich habe es versucht“.
Quelle: Neue Westfälische