Zuletzt aktualisiert am 15. November 2015
Hohe Ehre: Mitglieder der Schützengesellschaft werden zu Ehrenbürgern der City of London ernannt. Sie sind jetzt „Freemen“.
Sie dürfen in der Öffentlichkeit ein Schwert tragen, Schafe über die London-Bridge treiben und werden von der Polizei sogar nach Hause anstatt in die Ausnüchterungszelle gebracht, wenn sie mal im Pub ein Pint zuviel getrunken haben sollten: Diese speziellen Privilegien genießen die „Freemen of the City of London“ – die Ehrenbürger des ältesten Stadtteils der englischen Hauptstadt. Neuerdings gehört auch eine Handvoll Oerlinghauser Schützen zu diesem Kreis.
Jochen Schneider, Joachim Klostermeyer, Jens Hartmann, Frank Adam und Ursula Herbort, Ex-Bürgermeisterin und Schützen-Mitglied, haben bei einer feierlichen Zeremonie die sogenannte Freedom of the City of London verliehen bekommen, die sie zu Ehrenbürgern des Stadtteils macht. „Das Ganze geht auf eine Initiative von David Owen zurück“, berichtet Frank Adam. Owen ist gebürtiger Londoner, ehemaliger hochrangiger britischer Soldat und lebt seit langer Zeit in Oerlinghausen. Vor einigen Jahren war er zum Ehrenbürger der „City of London“ ernannt worden.
London – wo Bergstädter für Iren gehalten werden
Zum Jubiläumsschützenfest 2015 hatte er einige Vertreter dieses Kreises nach Oerlinghausen eingeladen. Als die Gäste wieder in London waren, sei wenig später die Nachricht bei David Owen eingetroffen, dass einige Oerlinghauser Schützen als Dankeschön für die Ehrenbürgerschaft vorgeschlagen werden. „Das hat uns ziemlich überrascht und gefreut“, berichtet Frank Adam.
Doch ganz so einfach bekommt niemand diese Auszeichnung verliehen. Im Frühjahr mussten die Oerlinghauser in der Guildhall – dem Rathaus – vorstellig werden und zahlreiche Fragen beantworten. „Die wollten beispielsweise solche Sachen wissen, ob wir schon mal in Staaten wie dem Iran waren. Als Jochen Schneider sagte, dass er da in der Tat beruflich schon war, dachten wir, dass für ihn die Sache gelaufen ist“, erzählt Adam und lacht.
Doch am Ende ging alles gut. Nachdem der „Clerk of the Chamberlains Court“, so etwas ähnliches wie ein Kämmerer, die Unterlagen der Oerlinghauser intensiv geprüft hatte, stand nun die feierliche Verleihung an. Mit Familienmitgliedern und Freunden reisten die Oerlinghauser nach London. „An dem Tag der Verleihung haben wir natürlich unsere Schützenuniform getragen“, sagt Adam, womit die Oerlinghauser natürlich sofort auffielen – vor allem wegen ihrer langen Fasanenfedern an den Hüten. „Einige haben uns für irische Jäger gehalten“, erzählt Adam und lacht.
Die Zeremonie in der Guildhall wurde vom Obersekretär des Kämmerers abgehalten. „Das war ein Schauspieler, der konnte ohne Ende reden“, erzählt Adam und grinst. Mit dabei waren auch einige Ward Beadles und dessen Alderman genannte Chef.
„Die Ward Beadles waren früher eine Art Polizeitruppe und Bürgerwehr des Bürgermeisters, heute würde man da wahrscheinlich Ordnungsamt zu sagen“, erklärt Adam. „Inzwischen ist das eher eine Traditionstruppe, ähnlich wie die Schützen in Deutschland.“ Zwei der Ward Beadles hatten auch mit ihren historischen Gewändern am Jubiläumsschützenfest Anfang Juli in Oerlinghausen teilgenommen und waren nun auch bei der Verleihung dabei.
„Wir alle haben einen Eid auf die Queen geschworen und eine schicke Urkunde bekommen“, erzählt Adam. Auf die Ehrenbürgerschaft wurde anschließend, wie es sich gehört, im Pub natürlich angestoßen. Von der Polizei musste dem Vernehmen nach aber niemand nach Hause gebracht werden.
Quelle: Neue Westfälische